Die Kyll - Edelstein der Eifel

von Wolfgang Schulte.
Ein Auszug aus der FliegenFischen Ausgabe 4/2001.



Die Kyll – ein Eifelfluß, schön wie ein Edelstein und mit guten Beständen prächtiger Forellen, Äschen und auch so manchem Hecht. Dieser Fluß ist ein Muß für jeden entdeckungsfreudigen Fliegenfischer.

www.eifelfischer.de heißt eine pfiffige Webpage, die man an einem besprechungsgeladenen Allerwelts-Bürotag der Marke „unser täglich Wahnsinn“ auf keinen Fall anklicken sollte! Die Folgen sind kaum kalkulierbar: völlige Vernachlässigung der momentanen Pflichten, abrupte Abkehr vom Rest der arbeitenden Bevölkerung, Reisetriebigkeit und schwere Fischeritis...Falls Sie die Seite angeklickt haben, gibt es nur noch eine einzige Therapiemöglichkeit: Sie sollten da früher oder später wirklich mal hin. Zum Beispiel an die Kyll, ein Eifel-Flüßchen der absoluten Sonderklasse, schön wie ein Edelstein.

Von ihrem Ursprung in Losheim bis zur Mündung in die Mosel bei Ehrang überwindet die 142 Kilometer lange Kyll ein Gefälle von 540 Metern. Und obwohl die Kyll, neben der Rur und der luxemburgischen Sauer, einer der größten Eifelflüsse ist, lässt sie sich durchaus mit Watstiefeln befischen. Im Raum Kronenburg ist sie rund drei Meter breit. Ihre maximale Breite liegt bei etwa acht Metern und die Gumpen sind bis zwei Meter tief. Bachforelle, Äsche, Döbel, Hecht, Barsch und Weißfische machen den Hauptfischbestand aus. Hechte bis gut 80 Zentimeter Länge können in allen Gumpen vorkommen, und daher sollte man sich an einem vermuteten oder ausgemachten Hecht-Einstand auch einmal intensiv dem Streamer widmen. Ein paar gelbe und schwarze Bunny-Bugs, Stahlseide, etwas 0,45er bis 0,50er und eine Sinkschnur in der Weste können nicht schaden.

Nicht wenige Kyll-Bachforellen messen um die 30 Zentimeter und jedes Jahr werden vereinzelt Bachforellen der 50-cm-plus-Klasse gelandet. Im „Los I“ wurde unmittelbar hinter dem Wehr im Mai 2000 eine 55 Zentimeter lange Bachforelle gefangen.

Die besten Fangperioden an der Kyll sind oft die Zeiträume April bis Juni und September bis Oktober. Dann sind jedoch auch klares Wasser und entsprechend scheue Fische an der Tagesordnung. Feines Fischen ist dann ein probates Mittel. An einer kleinen Rausche treffe ich einen total begeisterten Fliegenfischerkollegen aus den Niederlanden und nutze die kleine Angelpause zum Kennenlernen. Natürlich studieren wir die Topmuster des Tages und ein Blick in die Fliegendosen lässt uns für einige kostbare Minuten ins kollegiale Fachsimpeln abdriften, während um uns herum überall und unablässig Äschen und Bachforellen steigen. Die warme Herbstsonne lässt ungezählte Insekten schlüpfen und die Flußbewohner tafeln ohne Unterlaß an der Wasseroberfläche die herantreibende Nahrung. Die Kyll Bachforelle, die ich wenig später von meinem hechellos gebunden Entenbürzel Aufsteiger Größe 20 löse und schnell in ihr Element zurücksetze, ist nicht nur schön – sie ist prächtig gezeichnet.

Es ist schon eine gute Weile her, seit ich einer so ausgesucht schmucken Forelle begegnet bin.
Vielleicht kann sie hier eines Tages noch die Beherrscherin eines tiefen Kolkes werden.

Minis für den Sommer Streckenweise ist beim Werfen genug Raum vorhanden und man profitiert vom Wiesenbachcharakter. An anderen Stellen ist der Kyll-Fliegenfischer aber voll gefordert, da hier überhängende Erlenzweige oder total zugewachsene Ufer die Fische ein gutes Stück „abschirmen“. Mit einer Rute von 7 bis 8 Fuß der Klasse 4/5 kommt man unter diesen Bedingungen jedoch gut zurecht.

Im Frühjahr oder bei relativ kaltem Wetter sind an der Kyll Bachflohkrebse und Goldkopfnymphen in gedeckten Farben (Größe 14 bis 16) oder die gute, alte Pheasant Tail die fängigsten Muster. Anfang Juni sollten Sie übrigens auch unbedingt Maifliegen in der Fliegendose haben, im Sommer und im Herbst sind spärliche, kleine Duns, Emerger und Bürzelfliegen (Größe 18 bis 20), teils auch Mini-CDCs bis Hakengröße 22 (!) gefragt, ferner Sedge- und Steinfliegenmuster (Größe 14 bis 18). Kleiner Tip: Winzige, braun behechelte Landinsekten-Imitationen mit giftgrünem Dubbingkörper können im September hitverdächtig sein.

Allein unter WölfenTrotz „Fischeritis“ und „Lesen des Flusses“ sollte man sich auch immer genug Zeit nehmen und die wunderschöne Natur und Landschaft des Kylltals in vollen Zügen genießen.

Im Gebiet der Kyll stehen uns in der engeren Umgebung außerdem noch interessante stehende Gewässer mit Forellen- und Hechtbesatz, wie der Kronenburger See, der Stausee Wirfttal und der Stausee Birbachtal, zur Verfügung. Darüber hinaus bietet die nahe Kasselburg bei Gerolstein die seltene Möglichkeit, einem Rudel schwarzer Timberwölfe „Auge in Auge“ gegenüber zu stehen, Waldwildpferde zu beobachten und sich von den atemberaubenden Flugkünsten von Adlern und Falken fesseln zu lassen – ein Abstecher, der absolut lohnt! Gönnen Sie sich ruhig mal ein paar Kyll-Tage. Die Gegend hat viel zu bieten, und das Fischen an der Kyll ist Balsam für die Nerven.

Die Kyll in Kürze Gewässer:
Die Kyll entsteht aus dem Zusammenfluss mehrerer Quellbäche im Raum Losheim und Ormont nahe der deutsch-belgischen Grenze. Der Fluß wird zwischen Hallschlag und Kronenburg zum Kronenburger See aufgestaut (dieser ist auch einen fischereilichen Abstecher wert), fließt in südöstlicher Richtung bis Gerolstein und schwenkt dort ganz nach Süden, um Richtung Mosel abzufließen.
Der Name „Kyll“ geht übrigens auf das keltische Wort „gilum“ für Bach zurück, das sich im Mittelalter zu „Kila“ und schließlich zu „Kyll“ weiterentwickelte.

Die entsprechenden Lose sind an den Grenzpunkten mit Schildern markiert !

Damit auch Sie in den wundervollen Genuß dieser herausfordernden Fischerei kommen können stellt der ASV Kronenburg ohne Übernachtungsnachweis Tageskarten aus.

Wir danken dem Magazin "FliegenFischen" für die freundliche Genehmigung diesen Bericht veröffentlichen zu dürfen. Das Magazin FliegenFischen erscheint im Jahr Top Special Verlag, Hamburg. FliegenFischen Abo-Service: Postfach 500648, 22706 Hamburg, Tel.: 040/808022-222 · Fax: -299
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